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„Warum machst du nicht mit?“
„Nun sei doch nicht so schüchtern.“
„Bitte entschuldigen Sie, mein Kind ist etwas zurückhaltend.“

Wir bei PAZURU sehen schüchtern sein nicht als Schwäche. Es ist eine ganz normale Charaktereigenschaft. Schüchterne Kinder brauchen vielleicht etwas mehr Zeit, sind aber dafür unglaublich gute Beobachter und hören meist ganz genau zu.

 Warum sitzt das Kind bei Mama oder Papa und traut sich nicht direkt mitzumachen?
In der Psychomotorik spricht man von einem „Safe Place“, also ein Ort wo sich das Kind sicher fühlt. Ziel ist es den Safe Place zu vergrößern und das Kind zu motivieren, dass es sich Stück für Stück von Mama oder Papa wegbewegt. Es soll langsam Vertrauen in die Trainer und die neue Räumlichkeit fassen.

 Wie gelingt es unseren Trainern Vertrauen zu schaffen?

Unsere Trainer sind speziell für den Umgang mit schüchternen Kindern geschult. Sie nutzen verschiedene Techniken, die sich über die Jahre in der Praxis bewährt haben, um die Kinder zum Mitmachen zu motivieren:

Kennenlernen auf Augenhöhe:

Am Anfang steht immer ein Kennenlernen zwischen Kind und Trainer. Einfache Fragen wie: „Wie alt bist du?“, „Was ist dein Lieblingstier?“ oder „Wie heißt deine Kindergartengruppe?“ fördert den Dialog zwischen Trainer und Kind. Dabei ist es noch nicht einmal nötig, dass ein Kind spricht. Es reicht, wenn das Kind durch Nicken oder Kopf schütteln mit dem Trainer kommuniziert.

 Material als Motivator:

Bälle, Reifen oder bunte Säckchen haben einen starken Aufforderungscharakter. Deshalb können einfache Spiele wie einander einen Ball zurollen der Eisbrecher sein. Plötzlich rollt der Trainer den Ball „aus Versehen“ etwas weiter weg von Mama oder Papa und das Kind wird in den meisten Fällen den Ball wieder zurückholen. Und schwupps hat es sich wenigstens einen kurzen Moment von Mama/Papa gelöst und sich ein paar Meter entfernt. Dort kann der Trainer nun anknüpfen und das Ballspiel auf der Matte fortsetzen. So kann das Kind Schritt für Schritt seinen Safe Place auf die Matte erweitern.

 

Mitmachen der Eltern ist gewünscht:

Wenn ein Kind sehr schüchtern ist, begrüßen wir es, dass ein Elternteil mit auf die Matte kommt. Dies schafft Vertrauen und hilft dem Kind den Raum und auch den Ablauf einer Stunde mit dem sicheren Gefühl von Mama oder Papa an der Hand kennen zu lernen. Wichtig ist dabei aber, dass sich die Eltern so schnell wie möglich Schritt für Schritt zurückziehen, damit es nicht zur Gewohnheit wird, dass Mama oder Papa mitmachen. Ziel ist es stets, dass das Kind möglichst schnell mit anderen Kindern übt und sich in die Gruppe integriert.

Spontanen Spieltrieb nutzen um die Angst zu übergehen:

Bei besonders spannenden Spielen kann die Mimik und Körpersprache des Kindes zeigen, dass es am liebsten mitmachen möchte, aber sich den letzten Ruck noch nicht selbst geben kann. Dann kann es helfen, wenn ein Trainer im Vorbeigehen die Hand ausstreckt und das Kind einfach mit ins Spiel nimmt. So kann der spontane Spieltrieb die Schüchternheit besiegen. Danach ist dann eine Reflexion des Trainers wichtig, um das Verhalten positiv zu bestärken: „Schau mal, du hast gerade ganz alleine bei dem Spiel mitgemacht, das war sehr mutig!“

„Deals“ machen:

„Wollen wir einen Deal machen? Wir laufen gemeinsam eine Runde und dann kannst du wieder zu Mama/Papa?“ oder „In der nächsten Runde sind wir gemeinsam Fänger, was hältst du davon?“.
Diese Abmachungen geben dem Kind Sicherheit und helfen ihm sich zum Mitmachen zu überwinden.

Andere Kinder als Bestärker

Kinder haben zu Kindern einen ganz anderen Zugang als Erwachsene zu Kindern. Deshalb kann es helfen, wenn erfahrene PAZURU Kinder zu einem schüchternen Kind gehen und fragen, ob er/sie mit auf die Matte kommen möchte.

 

Unser Appell an die Eltern:

Wir bitten euch, liebe Eltern, die kleinen Fortschritte zu sehen. Wenn euer Kind einmal kurz auf die Matte läuft und dann in der nächsten Stunde zwei Mal für einen Moment alleine mitmacht, dann ist das ein riesiger Fortschritt. Es ist auch normal, dass es „Rückschläge“ und es je nach Tagesform auch mal „schlechtere“ Stunden gibt. Viel wichtiger ist die Gesamttendenz, ob das Kind sich langfristig gesehen sicherer fühlt und selbstbewusster wird. Dabei hilft der regelmäßige Austausch zwischen Trainer und Eltern.

Bitte habt Geduld und macht euch keine Sorgen, dass euer Kind den Trainern zur Last fällt. Wir haben sehr viel Erfahrung mit schüchternen Kindern und haben gelernt, dass Geduld der Schlüssel zum Erfolg ist. Wir hatten Kinder, die einen Monat „nur“ zugeschaut haben und dann plötzlich aufgestanden sind und wie selbstverständlich mitgemacht haben. Und das Faszinierende war, dass diese Kinder die Übungen dann bereits konnten, obwohl sie nie mitgemacht hatten. Sie haben also beim bloßen Zuschauen alle Informationen und alle Inhalte aufgesaugt und verinnerlicht – ohne körperlich aktiv gewesen zu sein.

Lese als nächstes: Rituale bei Pazuru